Die Kommandanten der FF Untergrafendorf

  • Michael Weissmann (1840-1931), Landwirt, Untergrafendorf 8, 1892-1904
  • Josef Vashold (1850-1937), Landwirt und Schustermeister, Untergrafendorf 4, 1904-1907 und 1913-1919
  • Josef Gasthuber (1867-1923), Landwirt und Milchhändler, Untergrafendorf 34, 1907-1913
  • Josef Goiser (1875-1960), Landwirt, Untergrafendorf 13, 1919-1939 (jüngstes Gründungsmitglied, von den Nationalsozialisten abgesetzt)
  • Michael Weissmann (1898-1945), Landwirt, Untergrafendorf 8, 1939
  • Franz Gasthuber (1898-1945), Landwirt, Untergrafendorf 34, 1940-1944
  • Franz Mann (1898-1964), Landwirt und Schmiedemeister, Untergrafendorf 4, 1944-1945 und 1948-1956
  • Josef Goiser (1903-1986), Landwirt, Untergrafendorf 13, 1945-1948
  • Franz Schmatz (1919-2009), Landwirt, Untergrafendorf 8, 1956-1971
  • Franz Mann (geb. 1940), Landmaschinenmechaniker Meister, Untergrafendorf 4, 1971-1986
  • Franz Schmied (1939-2014), Werkmeister, Untergrafendorf 66, 1986-1996
  • Josef Gasthuber (geb. 1963), Geschäftsführer, Untergrafendorf 123, 1996-2006
  • Dieter Sunk (geb. 1972), Anlagenmonteur, Untergrafendorf 96, 2006-2021 
  • Dominik Pfeffer (geb. 1994), Projektleiter, Schildberg 59, seit 2021

Gründung und Entwicklung der FF Untergrafendorf

Will man allen Umständen, die zur Entstehung der Feuerwehr Untergrafendorf geführt haben gerecht werden, muss man vor allem die Situation in der damaligen Gemeinde Jeutendorf berücksichtigen.

 

Wegen der Standortfrage für den geplanten Bau einer Volksschule war es zwischen den Bewohnern von Jeutendorf einerseits und den Bewohnern von Untergrafendorf und Schildberg andererseits zu heftigen Meinungsverschiedenheiten gekommen. Auch nachdem man sich längst auf den Standort Mauterheim geeinigt hatte, wirkten die Emotionen und Rivalitäten zwischen den Ortschaften noch jahrzehntelang nach.

 

Und genau in dieser Zeit wollte eine junge Untergrafendorferin ein Gespräch belauscht haben, bei dem es sich um eine geplante Feuerwehrgründung in Jeutendorf gehandelt haben soll. Dies hatte zur Folge, dass man in Untergrafendorf rasch reagierte und in aller Heimlichkeit am Josefitag des Jahres 1892 in der Stube des Ortsbesorgers Josef Goiser, Untergrafendorf 16, zusammenkam und die Gründung einer 30 Mann starken Feuerwehr beschloss. Der Bauer Michael Weissmann wurde dabei zum ersten Hauptmann gewählt.

 

Der Chronist vermerkt ein Vermögen von 500 Gulden zu dem auch die Gemeinde beigetragen hatte. Sogleich wurden 30 Helme und ebenso viele Gurten angeschafft. Die Spritze, Fabrikat Knaust, kostete allein 975 Gulden. Sie wurde zunächst im Schuppen des Bauers Wabel untergebracht. Als nächstes ging man an den Bau eines Spritzenhauses, das im Jahre 1896 bezogen werden konnte und für das der Besitzer von Schloss Neutenstein, Leon Graf Segur, Baugrund und Dachziegel zur Verfügung stellte.

 

Im Jahre 1904 legte Michael Weissmann die Hauptmannstelle zurück, ihm folgte Josef Vashold, welcher 1907 von Josef Gasthuber abgelöst wurde. 1908 wurden 15 Feuerwehrmäntel angeschafft. Knapp vor dem 1. Weltkrieg, im Jahre 1913 wurde abermals Josef Vashold Hauptmann. In dieses Jahr fällt auch der Ankauf eines Hydrophors, der bis nach dem 2. Weltkrieg, zuletzt hauptsächlich zum Auspumpen überfluteter Keller, in Verwendung stand und heute noch funktionsfähig ist.

 

Ab 1919, in den schwierigen Zeiten der 1. Republik stand die Feuerwehr unter der Leitung von Hauptmann Josef Goiser, Bauer aus Untergrafendorf 13. Josef Goiser war auch ein tüchtiger Kommunalpolitiker in der Gemeinde Jeutendorf, hoch angesehen, aber nicht überall beliebt, weil er so manchen Missstand in der Gemeinde abstellte. Ihm gelang es auch die Feuerwehr von den politischen Wirrnissen dieser Zeit herauszuhalten. Disziplin wurde unter seinem Kommando ganz groß geschrieben. Wer die damals sehr häufigen Übungen nicht mitmachte, wurde kurzerhand ausgeschlossen. Auch zwei prominente Mitglieder, welche sich 1932 einem Mehrheitsbeschluss nicht beugen wollten, verfielen dem Ausschluss.

 

Unter Hauptmann Goiser wurde 1931 die erste Motorspritze angeschafft und drei Jahre später der Schlauchturm errichtet. Die nationalsozialistischen Machthaber setzten diesen tüchtigen Mann im Jahre 1939 ab.

 

In der ganzen Gemeinde waren nur wenige Feuerwehrmitglieder, die während des 2. Weltkrieges nicht zum Dienst in der Wehrmacht eingezogen wurden. Deshalb wurde in Jeutendorf die Aufstellung einer Frauen-Feuerwehr angeordnet, welche unser damaliger Wehrführer Franz Mann auszubilden hatte.

 

In den letzten Kriegstagen im April 1945 wurden der Feuerwehr durch Plünderungen schwerste Schäden zugefügt. Unter anderem waren vom Mannschaftstransportwagen die Räder abmontiert, Werkzeug, Mäntel und Blusen gestohlen und die Pumpe in den Mühlbach geworfen worden. Über Auftrag der russischen Besatzungsmacht hatte die Feuerwehr aber sofort wieder einsatzbereit zu sein. Einiges vom Geraubten wurde sichergestellt bzw. freiwillig rückerstattet, der Rest musste ersetzt werden. Bald war alles wieder soweit hergestellt, dass im Juli 1945 die Feuerwehr bereits wieder zu einem Brand nach Pengersdorf ausrücken konnte. Kommandant der ersten Nachkriegsphase war Josef Goiser jun.

 

Bis auf 14 Mann war der Mitgliedsstand bei den Aktiven schon geschrumpft, ehe man im Jahr 1948 den Mannschaftstand wieder kräftig aufstocken konnte. Zum Jahresende wurde wieder der Schmiedemeister Franz Mann zum Hauptmann gewählt. Nach der Depression, infolge der Kriegsereignisse, folgte wie überall, auch ein kräftiger Aufschwung im Feuerwehrwesen.

 

Sichtbares Zeichen dieses Aufschwunges war wohl das erste Auto, das die Feuerwehr aus amerikanischen Armeebeständen erwarb und zu einem Feuerwehrauto umbaute. Am 21. Mai 1950 erfolgte die feierliche Segnung.

 

Ein Jahrhunderthochwasser stellte die Feuerwehr am 11. Mai 1951 vor fast unlösbare Probleme. Im westlichen Ortsteil evakuierte die Freiwillige Feuerwehr Maria Jeutendorf-Mauterheim unter Lebensgefahr eine Familie.

 

Auch auf eine gediegene Ausbildung der Feuerwehrmänner wurde nun großer Wert gelegt. Gleich sechs Kameraden besuchten im Jahr 1952 Lehrgänge an der Niederösterreichischen Landesfeuerwehrschule Tulln. Im Mai desselben Jahres wurde das Jubiläum des 60-jährigen Bestandes festlich begangen, nachdem der 50ziger wegen des Krieges nicht gebührend gefeiert werden konnte. Die erste Wettkampfgruppe, vom Kommandant Mann ins Leben gerufen, betreute ein Ausbildner der Stadtfeuerwehr St. Pölten. Eine aus Schülern zusammengestellte Bubenfeuerwehr scheitert bald am Fehlen geeigneter Betreuer. Hauptmann Franz Mann wurde 1956 von Franz Schmatz abgelöst.

 

Franz Schmatz veranstaltete während seiner Kommandantenzeit im Jahre 1958 zum ersten Mal das Sommerfest. 1959 erfolgte die Anschaffung einer zweiten Motorspritze, für die die Schlossherrin von Neutenstein, Marianne Gräfin Segur-Cabanac, das Patenamt übernahm. Um für das 75- Jahr Jubiläum gerüstet zu sein, stellte Hauptmann Schmatz wieder eine Wettkampfgruppe auf, womit er den Grundstein für eine bis heute anhaltende erfolgreiche Wettkampftradition legte. Das alte Armeeauto wurde durch einen VW- Bus ersetzt und im Zuge eines großen Feuerwehrfestes, verbunden mit Wettkämpfen, am 11 Juni 1967 in den Dienst gestellt. Für den Transport der Motorspritze baute der junge Mechanikermeister Franz Mann mit anderen Kameraden einen Anhänger.

 

Große Umwälzungen brachte das Jahr 1971. Die bisher selbstständige Gemeinde Jeutendorf wurde in die Marktgemeinde Böheimkirchen eingegliedert. Die Freiwilligen Feuerwehren wurden als Vereine aufgelöst und den Gemeinden unterstellt. Grund genug für Kommandant Franz Schmatz nach 15- jähriger Tätigkeit als Kommandant seine Funktion in jüngere Hände zu legen. Die Wahl fiel auf den damals 29- jährigen Franz Mann, Sohn des ehemaligen Kommandanten. In diesem Jahr nahm man auch die anstehende Renovierung des Feuerwehrhauses in Angriff und installierte eine elektrische Sirene.

 

Nach Ankauf eines zweiten Autos im Jahre 1977 erwies sich das das alte Feuerwehrhaus erstmals als zu klein. Der Tragkraftspritzenanhänger musste fortan in einem Nebengebäude untergebracht werden.

 

Ein Einsatz nach einem fürchterlichen Unwetter am 23. Mai 1984 bei dem sich die Dorfstraße in einen reißenden Bach verwandelte, ist sicherlich noch allen Beteiligten in Erinnerung.

 

Im selben Jahr erwarb die Gemeinde Böheimkirchen ein günstig gelegenes Grundstück für den Bau eines neuen Feuerwehrhauses. Dieser Bau wurde in den Jahren 1985 bis 1987 durchgeführt. Bemerkenswert daran, dass die Finanzierung allein von der Feuerwehr sowie von den Bürgern von Untergrafendorf und Schildberg, die auch beim Bau fleißig mithalfen, vorgenommen wurde. Einzig die Pflasterung des Vorplatzes ging auf Kosten der Gemeinde. Während der Bauzeit gab es auch einen Kommandantenwechsel von Franz Mann zu Franz Schmied, ohne dass der Hausbau dadurch beeinträchtigt worden wäre. Am 6. September 1987 konnte das neue Feuerwehrhaus feierlich eingeweiht werden.

 

Im neuen Haus war nicht nur genug Platz für die vorhandenen Fahrzeuge geschaffen worden, sondern bereits Platz reserviert für ein vielleicht später zu erwerbendes Tanklöschfahrzeug. Früher als erwartet ging dieser Traum in Erfüllung. Mit finanzieller Unterstützung seitens der Gemeinde wurde das Tanklöschfahrzeug knapp vor Weihnachten 1990 angeliefert. Die feierliche Segnung erfolgte im Zuge des Sommerfestes 1991. Frau Steiner fungierte als Autopatin.

 

Nur wenige Zeit später im Jahre 1994 wurde unser alter VW Bus durch ein neues und modern ausgerüstetes Mannschaftstransportfahrzeug ersetzt.

 

Im Jahre 1996 legte Franz Schmied nach 10- jähriger Tätigkeit seine Funktion als Kommandant nieder. So wurde sein Kommandantstellvertreter Josef Gasthuber zum neuen Kommandanten ernannt. Unter seiner Führung wurde im Jahre 2002 unser altes Kleinlöschfahrzeug, Marke Ford Transit, durch ein neues Versorgungsfahrzeug ersetzt.

 

2006 erfolgte der bis dahin letzte Wechsel an der Spitze der Feuerwehr. Josef Gasthuber legte nach 10 Jahren als Kommandant sein Amt nieder. Dieter Sunk übernahm daraufhin diese Aufgabe.

 

Heute kann man nicht nur auf eine erfolgreiche Tradition zurückblicken, sondern auch zuversichtlich in die Zukunft blicken. Eine moderne Ausrüstung und, was noch schwerer wiegt, eine junge, begeisterte und gut ausgebildete Mannschaft sollte den Weiterbestand im Sinne der Gründer garantieren.

 

„Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!!"